Historisches, Legendarisches und Wissenswertes

aus dem Leben des Heiligen Lutwinus

 

Der Heilige Liutwin bzw. Lutwinus (auch Lutwin, Ludwin oder Leodewin, von althd. "Freude des Volkes") war der Klostergründer der Abtei Mettlach und Bischof von Trier, legendarisch auch in Reims und Laon. Liutwin war ein fränkischer Adliger aus dem Geschlecht der Widonen. Er hatte zunächst nicht die Absicht, eine kirchliche Laufbahn einzuschlagen. Er heiratete standesgemäß - vermutlich eine Frau aus der Familie der Robertiner - und hatte zwei Söhne, Milo und Wido.

Die Legende berichtetet, dass Lutwinus bei einem Jagdausflug in der Nähe der Saarschleife auf einer Lichtung rastete und einschlief. Ein Adler flog herbei, blieb über dem Schlafenden in der Luft stehen und schützte ihn so vor der Sonne. Als Lutwinus von seinen Dienern die wundersame Begebenheit erfuhr, deutete er dies als ein Gotteszeichen. Das sogenannte Adlerwunder brachte die Wende in seinem Leben.

(Auf dem Bild: Die Lutwinuskapelle an der Saar zwischen Mettlach und Saarhölzbach markiert die Stelle des Adlerwunders)

Liutwin erbaute in Mettlach, dem Ort seiner Lebenswende, eine Kirche zu Ehren des großen französischen Märtyrers und Pariser Stadtheiligen Dionysius. Diese Kirche entwickelte sich bald zu einem geistlichen Zentrum und stand ungefähr dort, wo sich heute das Eingangsportal der Abtei befindet. Um 690 gründete Lutwinus das Kloster Mettlach, trat nach dem Tod seiner Ehefrau dort ein und wurde alsbald dessen Abt. Nach seiner frühesten Lebensbeschreibung aus dem 10. Jh. geschah dies zur Regierungszeit des von König Childebert III. (695-711). Im Jahre 705 folgt Liutwin seinem Onkel Basin Nach dem Tod seines Onkels Basin auf den Trierer Bischofsstuhl. Bis zum Jahre 941 waren die Trierer Bischöfe gleichzeitig Äbte von Mettlach.

(Auf dem Bild: Der sog. "Alte Turm" aus dem 10. Jahrhundert, Überreste der ehemaligen Klosterkirche der Abtei Mettlach, die der Muttergottes geweiht war).

Lutwinus starb 717 in Reims und wurde dort beigesetzt. Sein Nachfolger auf dem Trierer Bischofstuhl war sein Sohn Milo. Dieser ließ die sterblichen Überreste seines Vaters nach Trier bringen, um ihn in der Heimat beisetzen zu lassen. Allerdings war es der Überlieferung zu folge nicht möglich, ihn in Trier zu bestatten. (Auf dem Bild: Mosaik in der Lutwinuskirche. Das Schiff mit den sterblichen Überresten lässt sich in Trier nicht anlegen). Die Legende berichtet, dass der Sarg auf dem Schiff verblieb, welches sich von selbst die Mosel und dann die Saar hinauf bis nach Mettlach bewegte und dort unter wundersamen Klang aller Kirchenglocken anlegte:

"So beschloss der Rat der Stadt [Trier], da es unmöglich war, das Schiff an Ufer zu bringen, das Schiff den Wellen frei zu überlassen. Und siehe da. Ohne Steuer und Ruder nahm es seinen Weg, wie von Engeln geleitet, gegen den Strom. Betend und Psalmen singend folgten Bischof und Volk am Ufer der seltsamen Fahrt, die stromaufwärts ging bis zur Mündung der Saar, dort nahm das Schiff den Weg die Saar hinauf. Als das Schiff an Mettlachs Gestade anlief begannen die Glocken des Klosters von selbst zu läuten und riefen alles Volk herbei"

(Aus der Lutwinuslegende des C. von Briesen).

Lutwinus wurde sodann in der Marienkirche des Klosters Mettlach beigesetzt.

 

Der fromme Schreiber der Lutwinuslegende beglückwünscht die Stätte im Tale der Saar, die Hüterin der Gebeine des Heilgen werden durfte:

"Du hast nicht gewusst, o Kirche von Mettlach, wie große Freude Dir dieses Schiff, wie kostbaren Schatz es Dir brächte!"

 

Bis in die Zeit Bischof Ruotberts (931-956) sind nach bischöflicher Anordnung Pflichtwallfahrten der Bewohner im näheren und weiten Umkreis am Kirchweihtag der Dionysiuskirche (09. Oktober) nach Mettlach bezeugt. Später wurde der Weihetag der Abteikirche am "Halbmaitag" (12. Mai) letzendlich der Sonntag nach Christi Himmelfahrt zum Wallfahrtstag. Nach einem ersten Niedergang der Wallfahrt verplichtete Erzbischof Albero (1131-1152) 75 namentlich genannte Pfarreien zur Wallfahrt nach Mettlach.

Mit dem Untergang des Klosters in der Französischen Revolution endete die Pflichtwallfahrt. Der Heilige Lutwinus zog aber weiterhin die Pilger nach Mettlach, obwohl 1830 Bischof v. Hommer wegen angeblicher Missbräuche die Wallfahrt verbot. 1924 wandelte Prälat Koll, der große Förderer der Lutwinusverehrung, die Sakramentsprozession am Kirmestag in eine Prozession mit dem Reliquienschrein.

Seit 2003 ist die Mettlacher Wallfahrt auf die Pfingstnovene ausgedehnt.

(Auf dem Bild: Wallfahrtsbild aus dem 19. Jahrhundert).

Der usprüngliche Gedenktag des Heiligen ist der 29. September. Dieser Tag ist jedoch das Fest des Heiligen Erzengels Michael. So wurde Liutwins Gedenktag im 18. Jahrhundert auf den 28. September vorgezogen. Nach dem II. Vatikanum wurde schließlich der 23. September als kanonischer Gedenktag festgelegt, der zugleich für Liutwins Onkel Basin gilt.

(Auf dem Bild: Bronzeplastik des Lutwinus auf dem Mettlacher Marktplatz, geschaffen von Levan Mcheidse, 1996).

Viele Wundertaten werden vom Leben des Heiligen berichtet. So erzählt die Legende, dass Lutwinus, der an drei Orten (Trier, Reims und Laon) Bischof war, an ein und demselben Tage sowohl in Laon als auch in Reims den Bischofsdienst ausüben konnte:

"Bei der Ausübung seiner Funktionen ereignete sich folgendes Wunder: Da der heilige Bischof Lutwinus einst dem Klerus von Reims die heilige Weihe erteilen sollte, kamen Boten daher von Laon, welche verlangten, er solle auch bei ihnen denselben Dienst halten. Da nun der heilige Mann Gottes beiden Teilen genüge tun wollte, soll er die höchste Gnade angefleht haben, dass sie das, was er nicht vermochte, durch ihre Allmacht vervollständigen wolle. Und der Ewige erhörte sogleich die Reinheit des Gebetes und das Gesetz der Sonne ändernd, verlängerte er den Tag um soviel, dass Lutwinus nach Abhalten des Diesntes für die Bürger von Reims noch nach Laon reisen konnte, um dort zu rechter Zeit gleichfalls Dienst zu halten".

(Auf den Bild: Mosaik in der Lutwinuskirche. Auf die Fürsprache von Lutwinus ändert der Allmächtige den Lauf der Sonne).


 

Literatur:

Constantin von Briesen: Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig-Wadern, Saarlouis 1863.

Andreas Heinz: Heilige im Saarland, 2. Aufl., Saarbrücken 1991.

Clemens Jöckle u.a.: Die katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Lutwinus Mettlach, Regensburg 2004.